Kandidatenbefragung 

Das Forum Hegau Bodensee hat, wie schon bei der letzten Bundestagswahl, eine Befragung unserer Bundestagskandidaten im Landkreis zum Thema Windenergie und erneuerbare Energien vorgenommen. Die Befragung wurde den Kandidaten von CDU (Andreas Jung),  SPD (Dr.Lina Seitz), FDP (Dr. Ann-Veruschka Jurisch),  die Grünen (Rosa Buss),  AfD (Bernhard A.Eisenhut), Freie Wähler (Wilhelm Ulrich Sander), VOLT (Sebastian Knau) und Thorsten Otterbach (parteilos) vorgelegt. 
Bis Redaktionsschluß ist von den Kandidaten der Grünen und der AfD keine Beantwortung eingegangen. Herr Knau (VOLT)hat das Format nicht eingehalten und konnte deshalb nicht mit aufgenommen werden.

Den Befragten wurden sieben Fragen zum Thema vorgelegt, die sie zum Teil sehr umfänglich beantwortet haben. Die ausführliche Befragung  mit allen Antworten finden Sie hier:

Kandidatenbefragung


Um es Ihnen einwenig leichter zu machen haben wir hier eine Zusammenfassung erstellt:



Frage 1

Werden Sie den ausschließlich durch höhere Subventionen getriebenen Bau,
von Windrädern mit vergleichsweise niedrigem Potential, im Hegau und am
Bodensee befürworten, oder diese marktverzerrenden Anreize abschaffen?



Dr. Ann-Veruschka Jurisch (FDP): 

  • Sie betont, dass die Ergebnisse des Umweltministeriums Baden-Württemberg ernst genommen werden müssen. 
  • Da der Landkreis zu den windärmeren Regionen zählt, müssen Windkraftstandorte sorgfältig ausgewählt werden. 
  • Ein einseitiger Fokus auf Windkraft ist in der Region nicht zielführend, da die wirtschaftliche Tragfähigkeit und der tatsächliche Beitrag zur Energieversorgung fraglich sind. 
  • In windschwachen Regionen sollten verstärkt alternative Technologien genutzt werden. 
  • Der Ausbau erneuerbarer Energien ist nur sinnvoll, wenn gleichzeitig Speicherkapazitäten und das Stromnetz ausgebaut werden. 
  • Jurisch fordert eine Anpassung der Regionalplanung für echte Technologieoffenheit und nachhaltige, wirtschaftlich tragfähige Energiepolitik. 

 

Andreas Jung (CDU): 

  • Er teilt die Auffassung des Umweltministeriums, dass der Landkreis Konstanz nur eingeschränktes Potenzial für den Ausbau der Windkraft hat. 
  • Der Bund setzt den Rahmen, aber die Entscheidungen über Windradstandorte müssen vor Ort getroffen werden. 
  • Jung kritisiert das "Wind an Land"-Gesetz und die zentral normierten Flächenziele. 
  • Er fordert ein Ziel der Ökostromerzeugung statt eines Flächenziels für Windkraft und betont regionale Unterschiede. 
  • Die gesetzlichen Vorgaben für die Regionalplanung müssen geändert werden, um Technologieoffenheit zu ermöglichen. 

 

Wilhelm-Ulrich Sander (Freie Wähler): 

  • Er betont die Notwendigkeit von Technologieoffenheit und dezentraler Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen. 
  • Sander fordert eine Revision der Regionalplanung, um keine Energiequelle auszuschließen und die Energieversorgung für Wirtschaft und Bürger zu gewährleisten. 

 

Dr. Lina Seitzl (SPD): 

  • Vorhandene Flächen müssen effizient genutzt werden, und Windkraftanlagen sowie PV-Anlagen sollten nur dort gebaut werden, wo eine Nutzung sinnvoll ist. 
  • Seitzl betont, dass jeder Standort gründlich auf Wirtschaftlichkeit geprüft wird. 

 

Thorsten Otterbach (parteilos): 

  • Otterbach fordert eine Korrektur der Regionalplanung, da der Windatlas Baden-Württemberg unrealistische Vorhersagen getroffen hat. 
  • Er plädiert für Technologieoffenheit und betont, dass Denkverbote wie im Mittelalter keine guten Lösungen ermöglichen. 



Frage 2

Werden Sie der künftigen Bundesregierung eine Gesetzesänderung vorschlagen, 

welche die Unterschiedlichkeit der Regionen in Bezug auf ihre Quotenerfüllung 

und physikalischen Potenziale berücksichtigt und so z.B. die Region Hegau- 

Bodensee von Windradpflicht befreit?

Dr. Ann-Veruschka Jurisch (FDP):
 

  • Sie betont, dass gesetzlich vorgeschriebene Ausbaupfade für einzelne Technologien nicht ihren Zweck erfüllen und nicht sinnvoll für die Bodensee-Region oder andere Teile Deutschlands sind. 
  • Jurisch unterstützt eine technologieoffene Herangehensweise, die es ermöglicht, die effizientesten und nachhaltigsten Energiequellen zu nutzen, ohne auf bestimmte Technologien wie Windkraft festgelegt zu sein. 
  • Sie setzt sich für eine Anpassung der Regionalplanung ein, um den Gegebenheiten vor Ort gerecht zu werden und nachhaltige sowie wirtschaftlich tragfähige Energiepolitik zu fördern. 

 

Andreas Jung (CDU): 

  • Jung betont, dass jede Region unterschiedliche Potenziale für erneuerbare Energien hat und dass gesetzliche Vorgaben entsprechend angepasst werden müssen. 
  • Er fordert, dass die Regionalplanung Ziele für erneuerbare Stromerzeugung festlegt, anstatt spezifische Technologien vorzuschreiben. Entscheidend ist für ihn der Beitrag einer Region zur regenerativen Energieerzeugung, unabhängig von der Technologie, die zum Einsatz kommt. 

 

Wilhelm-Ulrich Sander (Freie Wähler): 

  • Sander hebt hervor, dass regionale Stärken mobilisiert und unterschiedliche Strategien verfolgt werden müssen, um das nationale Ausbauziel im Energiemix zu erreichen. 
  • Er unterstützt technologieoffene Expertise, die nahelegt, dass die Region ihre Anforderungen zu erneuerbaren Energien auch ohne Windräder erfüllen kann. 

 

Dr. Lina Seitzl (SPD): 

  • Seitzl betont, dass regionale Unterschiede bereits im Planungsverfahren berücksichtigt werden. 
  • Nur Flächen, die sich wirtschaftlich lohnen und konfliktarm sind, werden ausgewiesen. 
  • Sie legt Wert auf die Vermeidung von Zielkonflikten zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Energieerzeugung. 

 

Thorsten Otterbach (parteilos): 

  • Otterbach lehnt eine pauschale Pflicht für Windindustrieanlagen in allen Regionen ab und vergleicht sie mit einer unnötigen Schneekettenpflicht. 
  • Er fordert eine Änderung der Gesetze und betont die Bedeutung von Technologieoffenheit, Wirtschaftlichkeit und der Erhaltung der permanenten Deckung der Energiegrundlast für das Industrieland Deutschland.

Frage 3

Werden Sie im Bundestag beantragen, diese wirtschaftlich widersinnige 

Schwachwindsubvention der bisherigen Bundesregierung ersatzlos zu streichen?

Dr. Ann-Veruschka Jurisch (FDP):
 

  • Gegen die Unterstützung unwirtschaftlicher Windkraftprojekte an Standorten mit geringem Windaufkommen. 
  • Setzt sich für die Abschaffung unnötiger Subventionen ein und fördert eine marktwirtschaftliche und technologieoffene Energiepolitik. 

 

Andreas Jung (CDU): 

  • Kritisiert die Erhöhung der Vergütung für windschwache Standorte durch die Ampelkoalition. 
  • Strebt eine Rückgängigmachung der Regelung an und fordert eine Kosteneffizienz bei der Förderung erneuerbarer Energien. 

 

Wilhelm-Ulrich Sander (Freie Wähler): 

  • Befürwortet effektive Verwendung von Steuergeldern unter Berücksichtigung regionaler Stärken. 
  • Unentschieden, ob die Förderung minimiert oder abgeschafft werden soll. 

 

Dr. Lina Seitzl (SPD): 

  • Betont die Notwendigkeit des Ausbaus erneuerbarer Energien, einschließlich Windkraft, um wirtschaftsstarke Regionen wie Baden-Württemberg zu unterstützen. 
  • Hält die EEG-Förderung für unverzichtbar für die zusätzliche Absicherung des Wirtschaftsstandortes. 

 

Thorsten Otterbach (parteilos): 

  • Plädiert für die Rückkehr zur Marktwirtschaft bei der Energieversorgung. 
  • Fordert eine Umstellung auf Null-Cent-Ausschreibungen und dass Investoren die Kosten für Anschlussleitungen tragen, nicht die Steuerzahler.

Frage 4

Stellen Sie sich hinter Tourismus und regionale Wirtschaft oder 

sehen Sie den weiteren Ausbau von Windrädern als wichtiger an?

Dr. Ann-Veruschka Jurisch (FDP):
 

  • Unterstützt den Schutz der einzigartigen Landschaft der Region. 
  • Kritisiert die industrielle Windrad-Überbauung in Regionen mit wenig Windpotenzial als wirtschaftlich und ökologisch fragwürdig. 
  • Plädiert für eine Klimaschutzpolitik, die die Besonderheiten der Region respektiert und wirtschaftlich tragfähige Lösungen vorantreibt. 

 

Andireas Jung (CDU): 

  • Betont die Bedeutung der einzigartigen Naturlandschaft, der starken Wirtschaftsregion und des Tourismus. 
  • Setzt sich für eine regionale Energieerzeugung, starke Landwirtschaft und Berücksichtigung der Belange von Anwohnern und Natur ein. 
  • Fordert, dass die Regionalplanung alle relevanten Belange, einschließlich Natur- und Artenschutz, berücksichtigt. 

 

Wilhelm-Ulrich Sander (Freie Wähler): 

  • Sieht keinen absoluten Widerspruch zwischen Tourismus und regionaler Wirtschaft. 
  • Betont, dass Arbeitsplätze in digitalen und industriellen Schlüsselindustrien wichtig sind und dass industrielle Überbauungen sich in das Landschaftsbild einfügen müssen. 

 

Dr. Lina Seitzl (SPD): 

  • Lehnt den unterstellten Widerspruch zwischen Tourismus und Windkraftausbau ab. 
  • Betont, dass Wind- und PV-Anlagen zur Erreichung der Klimaziele und Sicherung des Wirtschaftsstandortes beitragen können, ohne das Landschaftsbild zu beeinträchtigen. 

 

Thorsten Otterbach (parteilos): 

  • Plant einen Subventionsstopp für erneuerbare Energien, was den Bau von Windindustrieanlagen in der windarmen Bodenseeregion reduzieren würde. 
  • Priorisiert den Schutz der Tourismusregion und betont die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen von Windkraftanlagen auf Tourismus und Immobilienwerte.

Frage 5

Werden Sie einen weiteren Ausbau von Biogas und Freiland-PV befürworten 

oder angepasst reglementieren und wenn ja, wie?

Dr. Ann-Veruschka Jurisch (FDP):
 

  • Der Ausbau von Biogas und PV darf nicht auf Kosten der Landwirte gehen. 
  • Bestehende Biogasanlagen sollten flexibler genutzt und versiegelte Flächen wie Dächer für PV genutzt werden, um landwirtschaftliche Flächen zu entlasten. 

 

Andireas Jung (CDU): 

  • Bioenergie sollte aus Abfall- und Reststoffen gewonnen werden, ohne den Anbau von Energiepflanzen zu erhöhen. 
  • Photovoltaik sollte Vorrang bei Doppelnutzungen haben, Ackerflächen für regionale Lebensmittelproduktion bewahrt und bürokratische Hürden beseitigt werden. 

 

Wilhelm-Ulrich Sander (Freie Wähler): 

  • Lehnen starre Vorgaben zur Stilllegung landwirtschaftlicher Nutzflächen ab und befürworten eine angepasste Reglementierung. 
  • Fördern nutzungsintegrierte Ansätze wie Agri-PV und Freiland-Tierhaltung. 

 

Dr. Lina Seitzl (SPD): 

  • Befürwortet den Ausbau von Biogas und Freiland-PV im Energiemix und setzt auf größtmögliche Flexibilität für Landwirte, um Interessenskonflikte auszugleichen. 


Thorsten Otterbach (parteilos): 

  • Plädiert für eine subventionsfreie Marktwirtschaft bei der Energieerzeugung. 
  • Biogas nur aus Abfällen, keine Monokulturen, und Photovoltaik auf Dächer statt Äcker.

Frage 6

Werden Sie dies so belassen, oder dafür sorgen, dass durch Rücknahme 

dieser Bestimmungen der Natur wieder angemessener Schutz zukommt?


Dr. Ann-Veruschka Jurisch (FDP):
 

  • Der Schutz der Natur und Artenvielfalt ist nicht verhandelbar. 
  • Der Ausbau erneuerbarer Energien muss naturverträgliche Lösungen finden und Umweltstandards beibehalten. 

 

Andireas Jung (CDU): 

  • Naturschutz bleibt ein wichtiger Wert, besonders in der einzigartigen Naturlandschaft der Region. 
  • Betont den besonderen Schutz alter und wertvoller Wälder. 
  • Kritisiert die Änderungen der Ampelkoalition, die unzureichend begründet wurden, und fordert Korrekturen. 

 

Wilhelm-Ulrich Sander (Freie Wähler): 

  • Artenschutz und Großprojekte stehen immer im Spannungsverhältnis. 
  • Neue Technologien sollen helfen, einzelne Arten zu schützen. 
  • Gebiete mit besonderer Gefährdung sollten ausgeschlossen werden, falls sie keinen nachhaltigen Energiemix bieten. 

 

Dr. Lina Seitzl (SPD): 

  • Teilt nicht die Einschätzung, dass fast alle Artenschutzbestimmungen aufgehoben wurden. 
  • Betont den guten Ausgleich zwischen energiepolitischen und naturschutzrechtlichen Interessen durch gesetzliche Regelungen. 
  • Naturschutz und Windkraft sind im Einklang möglich mit einer gut durchdachten Regionalplanung. 

 

Thorsten Otterbach (parteilos): 

  • Die aufgeweichten Bestimmungen für Natur- und Artenschutz müssen zurückgenommen werden. 
  • Mehr Aufmerksamkeit dem Rotorblattabrieb widmen, der Böden, Trinkwasser und Tierwelt kontaminieren kann. 



Frage 7

Welche Maßnahmen und Technologien planen Sie kurz-, mittel- und 

langfristig in Bezug auf die bundesweite Energie- und Umweltpolitik?

Dr. Ann-Veruschka Jurisch (FDP):
 

  • Setzt sich für eine technologieoffene, marktwirtschaftliche Energiepolitik ein. 
  • Kurzfristig: Senkung der Stromsteuer, Abbau ineffizienter Subventionen, beschleunigter Netzausbau. 
  • Mittelfristig: Kapazitätsmärkte schaffen, Gaskraftwerke als Brückentechnologie fördern, Digitalisierung der Netze. 
  • Langfristig: Investitionen in Forschung und Entwicklung innovativer Energietechnologien. 

 

Andreas  Jung (CDU): 

  • Kombination von Klimaschutz, wirtschaftlicher Stärke und sozialer Akzeptanz. 
  • Neue Weichenstellung für die Energiewende, Kosteneffizienz im Mittelpunkt. 
  • Nutzung aller erneuerbaren Energien, Förderung von Wasserstoff, CO2-Abscheidungstechnologien und neuen Gaskraftwerken. 
  • Technologieoffene Energieforschung und pragmatische Umsetzung. 

 

Wilhelm-Ulrich Sander (Freie Wähler): 

  • Bedarfsgerechter Ausbau der dezentralen Energieversorgung aus regenerativen Quellen. 
  • Weiterentwicklung der Biogaserzeugung, um Biodiversität nicht zu beeinträchtigen. 
  • Integrierte Energiewende durch Verbindung von Strom-, Wärme- und Erdgasnetzen mit Wasserstoff und grünen Gasen. 
  • Förderung von Forschung und Technologien ohne ideologische Einschränkungen. 

 

Dr. Lina Seitzl (SPD): 

  • Kurz- und mittelfristig: Ausbau von Windrädern und PV-Anlagen. 
  • Langfristig: Vollständiger Ausstieg aus fossilen Energiequellen ohne Wohlstandsverlust. 
  • Ausbau der Infrastruktur für grünen Wasserstoff, Netze und Wärmewende. 
  • Flexible, regionale Lösungen und Klimaneutralität in Deutschland und der EU. 

 

Thorsten Otterbach (parteilos): 

  • Umstellung der Energieversorgung von Planwirtschaft auf Marktwirtschaft. 
  • Kurzfristig: Stopp der Stilllegung und Neubau von Kraftwerken, Reaktivierung stillgelegter Kernkraftwerke. 
  • Langfristig: Beobachtung und Entwicklung von Fusionsreaktoren und dezentralen SMR-Reaktoren. 
  • Verhinderung der wirtschaftlichen Rückständigkeit Deutschlands durch technologische Innovationen.